Dynamo Werk 21, Zürich
Support: RVG
Shame aus South London, England haben im vergangenen Januar ihr Debut-Album Songs of Praiseherausgegeben und werden seitdem von vielen als grosse Nachwuchshoffnung im Indie-Rock gehandelt. Sie spielen Gitarrenmusik, die von Post-Punk Bands wie Joy Division, Gang of Four oder Echo & The Bunnymen beeinflusst ist. Mit unglaublicher jugendlicher Energie bringen sie diesen Sound an eine neue Generation, auch bei ihrem ersten Schweizer Headline-Konzert im Dynamo Werk 21 am 11. März.
Mit „We’re not Shame, we’re RVG from Australia“ stellt sich gegen 9 Uhr die Vorband an diesem Abend vor. Der Bandname, kurz für Romy Vager Group, kommt von ihrer Frontfrau, die auf der Bühne des Werk 21 eine etwas unglückliche Figur macht, da sie das Publikum sehr scheu anspricht, mit Sätzen wie: „There’s a record over there, so I feel like I should say something. If you don’t buy it, we’ll starve, so the blood’s on your hands.“ Dieses Auftreten lenkt aber nicht davon ab, dass die Musik der Band sehr gut ist. Sie spielen schönen Indie-Pop im C86-Stil, die Stimme von Romy Vager ist aber eher kratzig-punkig. Mitten im Song I Used To Love Youbeginnt sie zu weinen, was sinnbildlich für die Intimität von RVGs Musik wie auch ihre Bühnenpräsenz ist. Dem Publikum scheint es zu gefallen, denn es applaudiert kräftig, als RVG die Bühne verlässt.
Nach dem ersten Song Dust On Trial macht Shame-Sänger Charlie Steen eine deutliche Ansage: „We don’t tolerate any abuse, any oppression or discrimination.“ Die Band spielt dann Concrete und One Rizla, zwei Highlights aus Songs of Praise. Man sieht den Bandmitgliedern an, dass sie noch sehr jung sind, und entsprechend energetisch treten sie auch auf: Bassist Josh Finerty kreist hüpfend um die Bühne herum, und Steen lehnt bei jedem Lied ins Publikum und macht grosse Gesten. Die jüngeren Fans in den vorderen Reihen geben beim Tanzen ebenfalls Vollgas, und bei The Licklegt Steen nochmal eins drauf, als er sein T-Shirt auszieht und über die Leute surft, um sie mit Bier zu bespritzen. Die Band ist trotzdem freundlich genug, um jedes Lied namentlich vorzustellen, und Steen bringt auch den einen oder anderen flotten Spruch, wie beispielsweise: „We’re going to play you a song, another song, we’re quite predictable in that regard.“ Dieser Song ist Friction, worauf mit Angie, dem letzten Song aus Songs of Praise, das ruhigste Lied an diesem Abend folgt. Bevor die Band die Bühne verlässt, erinnert Steen, nach wie vor oben ohne, das gut gefüllte Werk 21 nochmals: „Shame, Shame, Shame, that’s the name.“ Die Band betritt für eine Zugabe, die mit Donk aus nur einem Lied besteht, noch ein letzes Mal die Bühne. Vermutlich hätte sie die Energie für noch viel mehr, aber als junge Band haben sie noch gar keine weiteren Lieder, die sie spielen könnten.
Shame geben vor einem begeisterten Publikum Werk 21 Vollgas, und zeigen auch Haltung und Humor, wo es nötig ist. Es macht Spass zu sehen, mit wie viel Elan die noch sehr junge Truppe den Post-Punk-Sound mit neuer Frische präsentiert. Wer diesen Auftritt verpasst hat, kann die Band übrigens schon bald wieder in der Schweiz sehen, wenn sie am diesjährigen Open Air St. Gallen auftreten.
Text: Milo Schärer / Foto: Bandcamp