Dynamo Werk 21, Zürich
Support: Kabuki Joe (CH)
The Flatliners aus Ontario in Kanada sind keine Band für Leute, die aktuelle musikalische Trends verfolgen. Chris Cresswell (Gesang/Gitarre), Scott Brigham (Gitarre), Jon Darbey (Bass) und Paul Ramirez (Schlagzeug) spielen seit nunmehr als 15 Jahren Melodic Hardcore mit Ska-Einflüssen, wie Rancid schon ein Jahrzehnt vor ihnen. Bei ihrem Auftritt im Dynamo Werk 21 am 29. April zeigen The Flatliners, dass diese Art von Musik halt nach wie vor sehr viel Spass macht, vor allem in einem Live-Setting.
Den Abend eröffnen Kabuki Joe, die heute zum ersten Mal in dieser Formation ein Konzert geben und aus Mitgliedern der Schweizer Punk Bands Lyvten, Moron Bros und Todesdisko bestehen. Nachdem sie mit Drunk Enough, dem Title-Track ihrer vor kurzem erschienen EP, starten, bemerkt Sänger Manuel Kellerhals: „Es isch fucking crazy uf euch alli z luege, es macht fucking Spass.“ Tatsächlich ist der Keller des Werk 21 bereits gut gefüllt, wenn man bedenkt, dass es Sonntagabend ist. Ihr Drei-Akkord Sauf-Punk passt auch perfekt in dieses Konzertlokal, und sie liefern auch noch ein hervorragendes, originalgetreues Cover des Bouncing Souls Songs Hopeless Romantic, das dem Publikum richtig Freude macht. Ein auf ganzer Bandbreite überzeugendes Debut von Kabuki Joe: weiter so!
The Flatliners eröffnen ihr Set mit Hang My Head von ihrem letztjährigen Album Inviting Light. Bei diesem Song bleibt das Publikum überraschend ruhig, bevor bei Eulogy ein regelrechter Moshpit in den vorderen Reihen ausbricht. Dann bedankt sich Frontmann Chris Cresswell beim Publikum, und fragt, wer bei ihrem Konzert vor 2 Jahren bereits dabei war. Er scherzt dann: „Us too. We have a lot in common.“ Die Setlist der Band enthält neben weiteren Songs von Inviting Light auch ältere Fan-Lieblinge, so folgt auf den schnellen Vollgas-Singalong Count Your Bruises von Cavalcade aus 2010 das Midtempo-Stück Unconditional Love. Beim Lied Monumental wagt jemand einen, na ja, monumentalen Crowd Surf von der Bühne bis in die hinteren Reihen und zurück. Cresswell zeigt sich freundlich und dankbar: Charly, wie bei gefühlt jedem Konzert in Zürich in der vordersten Reihe mit seinem orangen Hawaii-Hemd, erhält für seine Tanzkünste die Auszeichnung als MVP des Abends. Und zu Ehren der Veranstalterin Kathi stimmen die Flatliners einige Songs von ihrem 2007 Album The Great Awake an. Der grosse Moshpit pulsiert auch bei diesen Songs weiter, einige besonders eingefleischte Fans schreien jeden einzelnen Songtext mit. Auf lautstarkes Verlangen des Publikums kommt die Band nach ihrem Set für eine Zugabe mit den tanzbaren Ska-Stücken He Was A Jazzman und Fred’s Got Slacks erneut auf die Bühne.
Es gibt definitiv schlechtere Wege als mit den Flatliners im Werk 21, seinen Sonntag zu verbringen, als mit den Flatliners im Werk 21. Ihre Punk-Rock Party hat allen beteiligten, scheinbar auch der Band selbst, sehr viel Spass gemacht. Und auch wenn ihr Melodic Hardcore wohl nie eine ganz grosse Zuhörerschaft ansprechen werden, werden diejenige, welche bei diesem Flatliners Konzert dabei waren, wohl auch in 2 Jahren wieder kommen.
Text: Milo Schärer / Foto: Skalender