Veröffentlichungsdatum: 30.10.2015
Wertung: 2/5
Unherz sind bisher irgendwie an mir vorbeigegangen, allerdings kommt mir das alles trotzdem unheimlich bekannt vor! Die Band schlägt in die klassische „Wir sind böse Buben und machen fetten Deutschrock“-Bresche, in der sich auch Namen wie Böhse Onkelz, Haudegen und zu einem gewissen Grad auch Rammstein tummeln. Mit dem grossen Unterschied, dass Unherz den literarischen Tiefgang einer Discount-Grusskarte haben.
Die Deutsche Sprache wird hier arg strapaziert (besonders haarsträubend: die Silbenvergewaltigung bei “Damoklesschwert“) und klischeebehaftete Plattitüden werden als Lyrik verkauft. Raus kommen dabei diverse Fremdschäm-Momente wie z.B. “Sei nie schneller als dein Schutzengelein, in der Nacht gibt es keinen Sonnenschein“ (Refrain von “Volle Kraft Voraus“). Hinzu kommt, dass Sänger Felix Orschel auch nicht unbedingt heraussticht sondern irgendwie im Mittelmass untergeht.
Allerdings sind die Kompositionen und das Instrumentalische wirklich gelungen, da gibt’s nicht wirklich was zu meckern. Ganz im Gegenteil: Die einzelnen Tracks sind extrem abwechslungsreich und decken eine breite Spanne von amerikanischem Rock’n’Roll (“Damoklesschwert“) über Heavy Metal bis hin zu schlagerartigem Mitgröhlmaterial (Das unterirdische “Ich sing ein Lied für dich“) ab. Da sind ein paar wirklich gute Musiker mit dabei!
Wie üblich bei solchen Bands, die sich stark mit ihrem Arbeiterklasse-Hintergrund identifizieren (Ja, das steht so im PR-Paper!), gibt es auch diverse Ego-Bauchpinseleien, bei denen sie sich und ihre Fans feiern. Bestes Beispiel für dieses Phänomen: “Never Walk Alone“ mit dem Refrain „Wenn unsere Stimmen erklingen, wird es euch nicht gelingen, ihr könnt uns nicht zerstören“.
Fazit: Die Texte sind echt grauenhaft und strotzen nur so von Plattitüden – selbst wenn ich die besonders tiefe Messlatte für Standard-Deutschrocker raushole, schlüpfen Unherz noch unter dem Radar durch. Musikalisch sind die Mannen aus der Pfalz allerdings tadellos unterwegs und das hinterlässt einen richtig bitteren Nachgeschmack. Eigentlich wäre das ein richtig gelungenes und abwechslungsreiches Album, wenn man nicht versucht hätte, die deutsche Sprache auf Biegen und Brechen in die Melodie zu quetschen. Wer über platte Texte hinwegsehen kann, der kann es aber ruhig mal mit Unherz probieren.