Annie Taylor (CH) Interview

Annie Taylor aus Zürich spielen spacey Rock’n Roll und bestehen aus (Foto v.l.n.r.) Michi (Bass), Gini (Gesang/Gitarre), Dimos (Schlagzeug) und Cyrill (Gitarre). Milo von Radio Radius hat sie vor ihrem Auftritt im Bogen F als Support von Sunflower Bean am 18. April getroffen und mit ihnen über ihre Singles, Erfahrungen auf Tour und die Zürcher Musikszene gesprochen.

Milo: Hallo zusammen, danke viel Mal, dass ihr ein Interview mit Radio Radius macht!

Gini: Sehr gerne! Danke, dass du uns gefragt hast.

Milo: Freut ihr euch, heute mit Sunflower Bean zu spielen?

Gini: Ja, auf jeden Fall. Cyrill, ich glaube, wir sind sogar zusammen ans Konzert gegangen das letzte Mal…

Cyrill: Ja.

Gini: Wir waren vor zwei Jahren mal [an einem Sunflower Bean Konzert] und haben dort schon gesagt, es wäre sehr cool, wenn das mal klappen würde. Und jetzt sind wir hier, ganz cool.

Milo: Ihr habt ja auch letztens mit L.A. Witch zusammen gespielt. Wie ist es, als relativ junge Band schon mit so coolen internationalen Bands spielen zu können?

Gini: Ich glaube, wir hatten einfach viel Glück.

Cyrill: Zufall.

Gini: Es ist unerwartet schnell gekommen, das erste Mal, dass wir mit L.A. Witch zusammen spielen konnten. Dass es gerade nochmals sein konnte, ein halbes Jahr später, ist natürlich cool.

Milo: Gut. Für Leute, die Annie Taylor noch nicht kennen, wie würdet ihr eure Band mit fünf Wörtern beschreiben?

Gini: Fünf Wörter?

Cyrill: Schwierige Frage.

Gini: Cyrill, schmeiss mal eins raus…

Cyrill: Frech.

Gini: Spontan. Organisiert.

Cyrill: Auch ein bisschen verchillt.

Gini: Ja, schon. Ok, und jetzt noch…

Cyrill: Eins.

Gini: Ok, das letzte Wort ist schwierig.

Dimos: Was hast du alles gesagt?

Gini: Frech, organisiert, spontan, verchillt…

Cyrill: Und spacey.

Gini: Ja, spacey finde ich gut.

Milo: Wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Gini: Michi und ich hatten uns eigentlich schon lange gekannt und jamten mal mit unserem Schlagzeuger, mit dem wir damals angefangen haben, herum. Dann war es eigentlich klar, dass wir das cool finden. Cyrill hat auch mal mit mir gespielt, dann spielten wir mal zusammen, und so ist es relativ schnell zustande gekommen. Adi ging dann nach England, und so kam Dimos. Und jetzt spielen wir noch so.

Milo: Ok. Ihr habt ja auch eine spezielle Geschichte hinter eurem Bandnamen, könnt ihr dazu etwas sagen?

Gini: Cyrill?

Cyrill: Erzähl doch du das, als weibliche Kraft.

Gini: Es war eigentlich so, wir wollten, also, ich vor allem wollte, dass irgendeine emanzipierte Frau hinter unserem Künstlernamen steht. Rosa Luxemburg oder Sophie Scholl wäre halt nicht so fröhlich, und dann ist uns Annie Taylor aufgefallen, die sich von den Niagara-Fällen gestürzt hat. Sie ist die Frau geworden, die wir in unser Herz gelassen haben.

Milo: Ok, sehr cool. Ihr habt vor kurzem eine Europatour gemacht, wie war das?

Cyrill: Es war echt lustig, eigentlich. Wir haben viele spannende Orte kennengelernt, aber es war auch ziemlich streng, jeden Tag zu spielen.

Gini: Es war cool, an viele Orte zu kommen, an denen man sonst nie gehen würde. Italien, vor allem, habe ich bis jetzt wenig gesehen. Es machte Spass, aber wir mussten auch etwas machen.

Cyrill: Es war wie eine lange Probe, jeden Tag zu spielen. Es wurde irgendwie alles automatisiert.

Milo: Irgendwelche lustige Geschichten von der Tour?

Gini: Dort waren es meistens ein, zwei Bier zu viel, um sie noch zu wissen, die lustigen Geschichten. Nein, sicher nicht. Aber es gab sicher ein paar lustige Momente.

Cyrill: Lustig, also nein, das war eher traurig. Wir haben irgendwo am Strand gespielt, und wir spazierten dort ein bisschen. Ich habe etwas Graues gesehen, zuerst dachte ich, es sei ein grosser Stein. Dann sind wir etwas weitergegangen und es stank ein bisschen. Als ich davorstand, merkte ich, dass es ein halb verwesendes Schaf war. Das lustige war aber, Gini hat manchmal etwas Mühe zu reden während dem Konzert, sie wusste nichts Besseres, und dann erzählte sie einfach das. Das war vielleicht etwas creepy.

Michi: Wir haben an einem sehr schönen Ort geschlafen in der Landzone von Tarquinia in Italien. Der Ort ist eben in Land- und Strandzonen geteilt. Wir haben in der Strandzone gespielt, und dort war einfach tote Hose und es war kalt, die Stadt oben war aber wahnsinnig schön. Wir haben die Stadt aber gar nicht gesehen, bevor wir gespielt haben.

Gini: Deshalb haben wir auch nicht gewusst, was zu sagen.

Milo: Ihr habt im Februar die Single Teach Me Rock’n Roll herausgegeben. Könnt ihr diese vielleicht kurz kommentieren?

Gini: Es war jetzt unsere dritte Single, auch wenn die erste mehr ein Antasten war, um mal etwas zu zeigen, was wir machen. Diese ist rock’n rolliger geworden als die ersten paar, glaube ich. Inhaltlich geht es um das, was Rock’n Roll für uns eigentlich ist: mache das, was du cool findest. Du kannst selber definieren, was du cool findest.

Milo: Ihr habt dazu auch ein Video gemacht. Wie ist die Idee dafür entstanden?

Cyrill: Die Idee dafür ist mit meinem Kollegen entstanden, der Performance-Kunst macht. Ich habe ihm mal [von unserer Single] erzählt und er fand gerade: „Sehr cool! Ich habe da ein paar Ideen.“ Wir haben alles an der Langstrasse in einem Club relativ spontan gefilmt und dann zusammengeschnitten. So ist das Video entstanden. Ich finde, wenn man ihn und seinen Lifestyle betrachtet, ist das der Inbegriff vom Rock’n Roll für mich. Das hat mich inspiriert.

Milo: Wenn ich mich nicht täusche, habt ihr im September vom letzten Jahr noch die Single Wasted Youth herausgegeben. Was ist eigentlich mit dem Titel des Songs gemeint?

Gini: Schon lange nicht mehr daran gedacht, aber ja, stimmt. Bei Wasted Youth war das Thema, dass es halt immer viele Momente gibt, in denen du hörst: „Du musst dies und das machen und jenes erwarten wir auch noch, und wenn du es nicht machst, hast du deine Zeit voll vergeudet, du schaffst es eh nie.“, in dem Stil. Es ging darum, dass man sich manchmal wirklich so fühlt, als würde man die Zeit vergehen lassen, aber eigentlich ist das auch ok, weisst du? Eigentlich ist das egal. Es ist in Ordnung, seine Jugend zu vergeuden.

Milo: Gut. Wir haben jetzt etwas über eure Singles gesprochen. Wann kommt dann das erste Album?

Cyrill: Ich würde mal sagen, geplant ist bis Ende des Jahres. Das Ziel ist mal, ins Studio zu gehen und das Zeugs aufzunehmen, das wir beisammenhaben. Es ist noch kein fixes Datum, aber sicher noch bis Ende Jahr.

Milo: Ihr habt auf den Singles stilistisch verschiedene Sachen ausprobiert, Partner in Crime ist eher leichter und poppiger, Wasted Youth und Teach Me Rock’n Roll sind dann eher etwas heavier, in welcher Richtung werden die nächsten Releases eher gehen?

Gini: Ich glaube, das Ziel ist schon, Diversität hineinzubringen, so dass es nicht nur in eine Richtung geht, die stilistisch nur so und so ist. Ich finde das auch schön an einem Album, wenn es auch verschiedene Richtungen darin hat. Aber grundsätzlich schon eher ins Rock’n Roll hinein.

Cyrill: Es kommt immer auch darauf an, woher der Einfluss gerade gekommen ist für ein Lied. Je nachdem wird es etwas härter, etwas spacieger, oder etwas poppiger.

Milo: Ok, ihr seid ja von hier aus Zürich, wie findet ihr im Moment die Musikszene Zürichs?

Cyrill: Eigentlich ganz ok. Es gibt viele talentierte Bands, aber man kennt vielleicht auch nicht alle, oder? Die meisten kennt man durch Kollegen, die auch Musik machen. Aber ich staune auch immer wieder, dass ich Bands aus Zürich kennenlerne, die ich vorher gar nicht kannte, aber sehr gut sind.

Gini: Wir haben auch gute Freunde aus dem benachbarten Bandraum. Sie sind auch ganz hart am üben, Harpo Erich heissen sie. Sie sind super, und ich freue mich auf ihr Konzert, das hoffentlich demnächst kommt. Hoffentlich hören sie das, damit wir auch Druck machen können. Aber ich glaube auch, es gibt viele Bands, und bekommt man gar nicht mit, wenn man nicht aktiv danach sucht.

Milo: Als Band aus der Schweiz, welche Vor- und Nachteile hat man im Vergleich mit anderen Ländern?

Gini: Ein Vorteil ist, glaube ich, dass man schnell mal im Ausland gespielt hat, da wir nicht so gross sind.

Michi: Von Location zu Location ist es nicht so weit in der Schweiz.

Gini: Ein Vorteil ist schon auch, dass man sich in der Musikszene schnell mal kennenlernen und Kontakte knüpfen kann. Ich habe das Gefühl, wir sind selbst noch nicht so fest darin, um das zu beurteilen, was da Vor- und Nachteile sein könnten.

Cyrill: Ich habe manchmal das Gefühl, der Nachteil ist, dass wir zu verwöhnt sind und zum Teil die Wertschätzung der Musik verloren geht.

Milo: Ja, und apropos Schweiz: auf eurer Bandcamp Seite steht, dass ihr „a very swiss band“ seid, die Schokolade und Käse mag. Deshalb würde ich gerne von euch allen wissen, was eure Lieblingsschokolade und euer Lieblingskäse ist.

Cyrill: Meine Lieblingsschokolade ist M-Budget Haselnussschokolade, für 80 Rappen oder so, die ist Weltklasse. Und Käse, würde ich sagen, ist der Gruyère oder le Rustique.

Gini: Ich habe Ragusa noch sehr gerne, und mein Lieblingskäse ist einfach Käsemischung, die man als Fondue brauchen kann.

Michael: Meine Lieblingsschokolade ist vom Läderach. Es ist die schwarze Schokolade mit den karamelisierten Mandeln. Und mein Lieblingskäse ist Appenzeller Fonduekäse.

Dimos: Meine Lieblingsschokolade? Die Frey Schokolade, die Milchschokolade aus dem Migros, die ist fantastisch. Ich habe weltweit noch nichts Besseres gesehen. Und beim Käse muss ich halt zurück in die Heimat, Feta-Käse ist schon lecker zu ziemlich vielem. Ja, Entschuldigung, typische Schweizer Band, ich weiss.

Michi: Multikulti.

Milo: Ok, super. Und jetzt noch als allerletzte Frage, wo kann man euch demnächst spielen sehen?

Michi: In einer halben Stunde im Bogen F.

Gini: Ok, die nächsten Sachen, die aufkommen, sind ein paar Openairs. Das eine ist Lauschallee in Brugg. Ich glaube, das ist das nächste, das kommt. Dann spielen wir noch an den Winterthurer Musikfestwochen, worauf wir uns auch sehr freuen. Und es gibt im August noch etwas, an dem wir spielen. Aber wie du hörst, wir haben jetzt nicht so viel zugesagt, aus dem Grund, dass wir noch Lieder überarbeiten oder neue schreiben und dann aufnehmen, damit es für ein Album Ende Jahr reicht. Ich bin auch gespannt, was im Sommer noch kommt.

 

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