Velvet Two Stripes (CH) Interview

Velvet Two Stripes aus St. Gallen spielen laute Rockmusik, die Elemente von Blues, Garage und Riot Grrrl vereint. Sie bestehen aus (Foto v.l.n.r.) Sara Diggelmann (Gitarre), Sophie Diggelmann (Gesang/Gitarre) und Franca Mock (Bass/Gesang). Vor ihrem Auftritt am There Are Worse Bands Festival in Luzern am 31. März haben sie mit Milo von Radio Radius über ihr kommendes Album, vergangene Konzerte und Sexismus gesprochen.

Milo: Hallo zusammen, danke vielmals, dass ihr ein Interview mit Radio Radius macht.

Sara: Ja, danke vielmals für die Einladung.

Milo: Freut ihr euch, heute am There Are Worse Bands Festival zu spielen?

Sophie: Ja, sicher! Also wir freuen uns ja auf jedes Konzert, dass wir spielen, und wir haben schon sehr lange nicht mehr in Luzern gespielt. Ich glaube, das letzte Mal 2012…

Franca: Kann sein, ja.

Sophie: Darum ist es sehr schön, können wir wieder hier spielen.

Milo: Cool. Für Leute, die eure Band vielleicht noch nicht kennen, wie würdet ihr eure Band mit fünf Wörtern beschreiben?

Franca: Laut.

Sara: Bluesig.

Sophie: Fünf Wörter? Ja, laut, bluesig…

Sara: Verzerrt, vielleicht?

Franca: Wild.

Sara: Wild, ja.

Sophie: Wild. Wie viele haben wir jetzt?

Franca: Drei.

Sara: Laut, Bluesig, Wild.

Sophie: Noch lauter. Und…

Franca: Geil.

Milo: Sehr schön. Also, ihr kennt euch schon sehr lange, [Sara und Sophie], ihr seid sogar Schwestern, wie habt ihr entschieden, zusammen eine Band zu gründen?

Sophie: Es ist eigentlich dadurch passiert, dass wir in die gleiche Musikschule gegangen sind. Durch einen Bandworkshop haben wir uns eigentlich kennengelernt, und machen dadurch auch schon zwölf Jahre gemeinsam Musik.

Franca: Ja, etwa zwölf Jahre.

Milo: Ok, und jetzt zu eurer Musik. Ihr nennt Riot Grrrl, Blues und Garage Rock als Einflüsse auf eure Musik. Welche Elemente dieser verschiedenen Stile haben euch inspiriert?

Sophie: Also bei Riot Grrrl kann man eigentlich sagen das Punkige, das Wilde. Und bei Blues…

Sara: Sicher viel von der Gitarre…

Sophie: Auch die ganzen Harmonien…

Sara: Die Bluestonleiter.

Sophie: Genau.

Milo: Gibt es in irgendeinem dieser Genres Bands oder KünstlerInnen, die euch besonders stark beeinflusst haben?

Sophie: Also gerade bei mir, beim Gesang, in den jungen Jahren, Janis Joplin. Bei der Gitarre kann man sagen, viel Eric Clapton…

Franca: Und bei mir vor allem The Who.

Sophie: Aber es gibt noch viele andere Bands, die uns beeinflussen.

Milo: Ok. Ihr gibt ja dieses Jahr ein neues Album heraus, die ihr wie eure EP vom letzten Jahr im Hansa Tonstudio in Berlin aufgenommen habt, wo ja auch schon David Bowie oder Iggy Pop gearbeitet haben. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr es dort aufgenommen habt?

Sophie: Das ist eigentlich, weil unser Produzent dort auch ein Studio hat. Es hat sich so ergeben, dass wir auch dort aufnehmen konnten. Und es ist ein cooler Ort für die Inspiration und so.

Franca: Man spürt noch die Geister der alten Musiker dort herumgeistern, das ist sehr geil. Spezielle Atmosphäre.

Milo: Ihr finanziert das Album über Crowdfunding. Wieso habt ihr euch für diese Methode entschieden?

Sophie: Also, es wird natürlich nicht nur durch Crowdfunding finanziert, weil es doch noch einiges ist, was zusammenkommt, wenn man ein Album aufnehmen will. Nebst dem Crowdfunding haben wir Fördergelder von der Stadt und vom Kanton St. Gallen, und auch noch von Stiftungen. Es fliesst nachher alles zusammen in einen Pott.

Milo: Könnt ihr uns schon etwas sagen über den Sound und Inhalt des neuen Albums?

Sara: Es wird sehr cool. Wir sind sehr zufrieden, jetzt schon. Es wird gross.

Sophie: Es wird ganz gross.

Milo: Ok, als nächstes komme ich auf ein anderes Thema. Sophie, du hast letztens einen Artikel für Noisey geschrieben mit dem Titel Hört endlich auf, uns Girlband zu nennen! Inwiefern seid ihr als Band schon mit Sexismus konfrontiert worden?

Sophie: Man merkt es halt immer unterschwellig, relativ oft, dass es einfach anderen, also vor allem Männern, auffällt, dass wir halt drei Frauen sind. Es ist jetzt nicht so, dass jemand uns das Kabel aus der Hand nimmt und sagt: „Ja komm, ich zeig dir, wie man das macht!“

Franca: Indirekt schon.

Sophie: Es gibt halt immer wieder so Witze und Kommentare. Man fühlt sich einfach nicht gleich ernst genommen.

Franca: Es sind auch einfach Vorurteile, die bestehen, die auch noch mitspielen.

Sophie: Genau, das merkt man ganz unterschwellig. Aber wenn halt fast immer, bei jedem Konzert, irgendwie etwas unterschwellige Kommentare kommen, nachher staut es sich irgendwann auf, und es nervt einfach. Es nervt unglaublich fest!

Milo: Ja, das Thema Sexismus in der Musikindustrie ist ja in letzter Zeit viel diskutiert worden, auch in der Schweiz, beispielsweise bei den Swiss Music Awards, zu dem ihr, glaube ich, auch etwas auf Facebook gepostet habt.

Franca: Ja, genau.

Milo: Was muss sich eurer Meinung nach in der Musikbranche ändern, auch in der Schweiz?

Sara: Ja, ändern muss es sich, glaube ich, von Grund auf. Eine Frauenquote ist jetzt schon nicht die Lösung, denke ich, aber, dass Frauen mehr eine Chance bekommen zu spielen. Und viele Festivalbooker, Booker im Allgemeinen, machen es sich sehr einfach und schauen nur, welche Bands ihnen als erste in den Sinn kommen, anstatt vielleicht mal ein bisschen weiter zu schauen und mal eine Frauenband zu buchen.

Franca: Vorhanden sind diese Bands, in denen Frauen spielen, schon, man muss manchmal vielleicht mehr suchen, weil sie weniger bekannt sind, weniger eine Chance bekommen haben, oder so. Aber sie sind nicht nicht da, das ist nicht das Problem. Und darum an alle Booker in der Schweiz: geht mal über die Bücher, lasst euch inspirieren, gebt euch ein bisschen mehr Zeit für das Booking, und dann könnt ihr uns gerne anfragen. Wir kommen gerne!

Milo: Ja, ihr spielt ja das Jahr selbst am Open Air St. Gallen, das ist doch ein rechter Aufstieg im Vergleich zum Stolze, wo ihr letztes Jahr gespielt habt. Was sind eure Hoffnungen, wie es dieses Jahr als Band weitergeht?

Sophie: Das Open Air St. Gallen ist natürlich sehr cool für uns zu spielen, weil es ist eigentlich unser Heimfestival, kann man sagen. Und da unser Album im Herbst herauskommt, ist es eine super Plattform, unsere neue Lieder vorstellen zu können. Mal den Leuten ein Häppchen geben, wie das tönen wird auf dem Album. Und natürlich hoffen wir nach dem Konzert am Open Air St. Gallen, dass es für nächsten Sommer noch mehr grössere Bookings kommen, wenn unser Album auch ein bisschen in Rotation ist.

Milo: Von den Orten, an denen ihr bis jetzt schon gespielt habt, was hat euch am besten gefallen?

Sara: Das Stolze war sicher mal ein Highlight. Also, das hat mir persönlich sehr gefallen.

Sophie: Ja, Rennes halt.

Franca: Oder im Kugl St. Gallen.

Sophie: Kugl St. Gallen, genau.

Franca: Was war das schon wieder?

Sara: Musig uf de gass.

Franca: Dort sind wir angekommen, und war einfach ganz leer. Es gab kein Mensch. Und dann hat eine Band gespielt, und es gab ein paar Knochen vor der Bühne, und ein paar sind nach Hause gegangen. Wir haben am zwei am Morgen gespielt, und wir haben uns gedacht: „Scheisse! Das ist so ätzend, es hat voll wenig Leute, das ist voll die scheiss Stimmung.“ Wir waren alle sehr angepisst, hatten voll kein Bock, auf die Bühne zu gehen. Und dann hat es „zack“ gemacht, nach dem ersten Song war alles voll. Wir hatten die geilste Party, und die Leute, glaube ich, auch. Es war einfach ein super geiles Konzert!

Milo: Ihr habt ja auch schon mit Brody Dalle von The Distillers getourt. Was war das für eine Erfahrung?

Sophie: Also, wir hatten nur ein Konzert mit ihr gespielt in Berlin. Zu einer Tour ist es leider nie gekommen, weil sie nachher eine Pause gemacht hat wegen den Kindern oder aus gesundheitlichen Gründen, ich weiss es nicht mehr. Aber es war eine sehr coole Erfahrung, mit so einer Legende spielen zu können und vor allem, dass sie uns auch so cool gefunden hat und uns ihren Support geben wollte. Das war einfach super!

Milo: Cool, und in der letzten Frage möchte ich nochmals ein bisschen Werbung für das Crowdfunding machen. Wenn man euch unterstützt, kann man je nachdem verschiedene coole Preise gewinnen, unter anderem ein Whiskey-Tasting mit euch.

Sophie: Genau.

Milo:  Ich habe diese Frage auch schon im letzten Interview mit Überyou gestellt, also stelle ich sie hier nochmals: was ist euer Lieblingswhiskey?

Sophie: Also meiner ist, glaube ich, Lagavulin.

Franca: Meiner ist Nikka, der japanische.

Sara: Ich finde im Moment auch den japanischen, den Nikka, recht gut.

Milo: Ok, sehr schön. Dann wären wir auch schon fertig. Danke viel Mal!

Alle: Danke dir!

 

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