Konzert Review – God is an Astronaut (Irl) 8. Juli 2017

 

Rockiges Weltraum-Jubiläum

Seit 15 Jahren ist das irische Quartett God is an Astronaut ein Vorzeigebeispiel für die kleine Nische des Space Rock. Trotz Geheimtipp-Status unter Fans von instrumentalem Post Rock, spielt die Gruppe oft in ausverkauften Hallen. So auch während ihrer 15 Year Anniversary Tour im kleinen aber feinen Bogen F. Der Club liegt innerhalb des alten Viaduktes und ist mit dem steinernen Bogen als Decke und Wände ein optisch stimmungsvolles Juwel.

Nach der Türöffnung steigt die ohnehin schon hohe Temperatur rapide an, denn früh positionieren sich die ersten gespannten Fans und füllen den Club. Um Punkt 9:30 Uhr betritt die Band die Bühne und eröffnet mit dem Doppel Pig Powder und Age of the Fifth Sun. Der träumerisch, progressive Opener aus dem aktuellen Album Helios/ Erebus wird von einer visuellen Show untermalt, welche das Publikum in eine bunte Sphäre aus Laser und Rauch entführt. Damit inszenieren die Instrumental-Rocker die Ruhe vor dem Sturm. Mit Age of the Fifth Sun hebt die Rakete ab: In mitten eines Gewitters aus Blitzlichtern legt die Band wuchtig und schwer los. Der Auftakt endet in kompletter Dunkelheit – einzig die Wand hinter der Band wird von vielen kleinen Lichtern erhellt. Es scheint, als würde man den Sternenhimmel betrachten.

Bevor es mit dem groovigen Echoes weitergeht, beweist der Frontmann Torsten Kinsella, dass die instrumentalen Klänge über den vokalen stehen: Ein schlichtes „Thank you“ sind vorerst die einzigen gesprochenen Worte. Die erste, halbbatzige Ansage kommt erst zwei Lieder später, zu Point Pleasant. Doch die Stimmung ist gesetzt: Instrumentaler Rock vom feinsten wird während der gesamten Show von einer perfekt passenden Lichtshow untermalt.

Die Stimmung im Publikum fällt für ein Rock Konzert untypisch aus: Es findet wenig Bewegung statt. Einzig ein paar Köpfe nicken moderat zum Takt der Musik. Bei heavier gespielten Passagen, wie zum Beispiel dem grossartigen Red Moon Lagoon, wird aber fast ein richtiges Headbangen daraus. Aber die Fetzen fliegen – zum Glück – nicht. Denn die Musik lädt zum träumen ein und so scheinen die Zuhörer in ihren eigenen Emotionen und Visionen versunken zu sein. Besonders die ruhigen und melancholischen Nummern wie Snowfall (pure Programmmusik!), Fragile und Forever Lost entführen so manchen in weit entlegene Sphären. Letztgenanntes Stück wird dem an den Synthesizern ausfallenden Jamie Dean gewidmet. Der Heute an den Tasten einspringende Mann wird kurz und knapp als „Robert“ vorgestellt.

Nach 13 zum Teil überlangen Stücken merkt man, dass sich der Abend dem Ende zuneigt. Am Ende des wechselhaft, progressiven From Dust to the Beyond verlassen die Bandmitglieder einer nach dem anderen die Bühne, bis nur noch der Drummer übrig bleibt. Doch schnell kehren sie zurück, um mit dem Zugaben-Doppel Route 666 und Suicide by Star die Stimmung und die Temperatur ein letztes Mal anzuheizen. Beide Tracks bringen ungeahnte Bewegung ins Publikum und während dem gewaltig rockenden letzten Stück powert sich nicht nur die Band vollständig aus, sondern auch die Zuhörer.

Fazit: Die Band ist dermassen in ihrer Musik versunken, dass fast keine Interaktion mit dem Publikum statt findet. Dementsprechend sind sie jedoch technisch grandios und harmonisieren perfekt im Zusammenspiel. Der Charakter jedes einzelnen Tracks wird von der atemberaubenden Lichtshow eingefangen. Trotz extremer Hitze und etwas zu hoher Lautstärke ein gelungener Abend in tadelloser Optik und Akustik. Weltraum-Feeling vom Feinsten!

Fotocredit: Dominik Meier, Zürich