Veröffentlichungsdatum: 6.03.2015
Wertung: 3.5/5
Karyn Crisis dürfte einigen noch aus ihrer Zeit bei Crisis (bis 2006) bekannt sein. Sie ist der wohl beste Beweis dafür, dass der Schein oft trügt – die kleine schmale Frau ist nämlich nicht nur in engelhaften Clearvocals, sondern auch in abgrundtiefen dämonischen Growls zu Hause.
Die Sängerin war Mitte der 90er stilgebend für so manche Female Fronted Band im härteren Bereich des Metal. Seither hatte sie sich allerdings von der Musik abgewandt und sich auf die spirituelle Ebene begeben – Die Amerikanerin ist mittlerweile eine gefragte Lektorin in der Esoterik-Community. Entsprechend spirituell und okkult angehaucht ist auch ihre Rückkehr zur Musik mit ihrem neunen Projekt Karyn Crisis‘ Gospel Of The Witchs, welches sie mit Ehemann Davide Tiso (Ephel Duat) aufgezogen hat. Unterstützung erhält das Paar von Drummer Charlie Schmid (Vaura) und den Backing Vocals von Ross Dolan (Immolation) und Mike Hill (Tombs). Bei Live-Auftritten übernimmt Bob Vigna (Immolation) die Gitarre. Doch nun zum Album: Der Stil ist ziemlich schwierig zu beschreiben. Es ist eine äusserst düstere Mischung aus Gothic Rock und progressiven, fast schon Doom-lastigen Elementen, wobei das Okkulte über allem schwebt wie ein drohendes Damokles Schwert.
Ich will hier gar nicht gross auf die einzelnen Tracks eingehen, denn “Salem’s Wounds“ ist ganz klar ein rundes Gesamtkonzept, welches einen in die leicht beängstigende Welt des Okkulten und Unbekannten hineinzieht. Besonders beeindruckend ist die Stimmgewalt von Sängerin Karyn. Oft wird ihre Stimme mit den männlichen Backing Vocals überlagert, was den Eindruck von Besessenheit erweckt – passt sehr gut in die Atmosphäre und Thematik des Albums. Im Vordergrund steht die spirituelle Erfahrung des Übernatürlichen, in allen Facetten. Mir persönlich ist das Ganze ein wenig gar zu schwer und schleppend, doch Fans des okkulten Metals haben hier eine rare Schwarze Perle vor sich. Es ist jedenfalls alles andere als leichte Kost!