Veröffentlichungsdatum: 14.11.2014
Wertung: 5/5
An der Unzucht ist spätestens seit ihrem Debüt “Todsünde 8“ (2012) kein Vorbeikommen mehr, wobei sie in der dunklen Szene schon lange vorher für Furore sorgten. Die Kombo um Sänger Der Schulz ist derweil alles andere als untätig geblieben: 2013 kam mit “Rosenkreuzer“ gleich schon der nächste Longpplayer heraus, der nahtlos an den Erfolg des Erstlings anknüpfen konnte. Das neuste Werk “Venus Luzifer“ muss also ganz schön hohen Erwartungen gerecht werden.
Glücklicherweise tut es das auch! Gewohnt stark steht die vielseitige Stimme von Frontmann Daniel Schulz im Vordergrund, der die tiefgründigen Lyrics gekonnt umsetzt. Bei dieser Band lohnt es sich definitiv ganz genau auf die Texte zu hören – Unzucht sind wahre Künstler mit Worten ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Allerdings sind die Lyrics gerade in den Refrains gefühlt noch repetitiver als auf den vorangegangenen Alben. Das mag zwar live wirklich gut rüberkommen, doch ist es auf dem Album fast ein wenig zu viel des Guten. Dafür glänzen sie sonst mit Abwechslungsreichtum und einer ganz eigenen Dynamik, welche die Spannung über den ganzen Silberling hinweg aufrechterhält.
Unzucht experimentieren auch mal gern – das beweisen sie gleich mit dem Opener “Wir sind das Feuer“. Der Refrain wird im Chor gesungen, was dem Ganzen einen hymnischen und epischen Charakter verleiht, besonders durch die eingängigen Lyrics. Weiter geht’s dann mit dem klassischen melodischen und eher ruhigen Track “Seelenblind“, der in schönster Unzucht-Manier daher kommt. Überraschend ist dann der ungewöhnliche harte Track “Das Denkmal fällt“, der fast schon Core-ähnliches birgt und mit richtig deftigem Drumming aufwartet. Drummer Toby Fuhrmann brilliert allgemein auf diesem Album – das Schlagzeug setzt auffällige Akzente, welche die Stimmung in die Höhe treiben. Grosse Klasse!
Auch die Synthies kommen wieder zum Einsatz – melodieunterstützend und stimmungsgebend, nicht erschlagend wie es in diesem Genre oft passiert. Sehr speziell ist auch der Track “Krieg“ bei dem Songwriter De Clercq sich mal so richtig austoben konnte – Kompromisslose Riffs und der bedeutend härtere Gesang (auch von De Clerq) legen eine ganz neue Gangart an den Tag. Doch gleich darauf wird das Tempo für “Mein Grab“ wieder drastisch runtergefahren. Die Ballade glänzt mit wunderschöner Klavierlinie, die aus der Feder von Alex Blaschke stammt. Auch hier sind die Lyrics wieder deftig und stehen im krassen Gegensatz zur fast schon romantischen Grundstimmung dieses Tracks: „Ich denke, also trinke ich – ich trinke meinen Tod“. Wie schon zuvor, vermag auch diesmal die Aufnahmequalität zu überzeugen. Fazit: Grossartiges Album einer grossartigen Band. Da passt einfach alles zusammen und jedes Bandmitglied kriegt mal seine eigene Plattform – hier steckt eindeutig viel Herzblut mit drin und das hört man auch.